smart #5 BRABUS im Test: Der erste smart, der alles kann?

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man mit über 600 PS in einem Fahrzeug unterwegs ist, auf dem „smart“ steht.…

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man mit über 600 PS in einem Fahrzeug unterwegs ist, auf dem „smart“ steht. Aber genau das ist der neue smart #5 BRABUS: Ein elektrischer Mittelklasse-SUV, der nicht nur mit Zahlen beeindruckt, sondern auch mit einer Idee – oder besser: einer neuen Interpretation der alten smart-Idee.

Denn wenn wir ehrlich sind: Der ursprüngliche smart war ein Konzept, das nie ganz aufging. Zu klein, zu speziell, zu sehr Nische. Die Idee des kompromisslosen Stadtwagens war sympathisch – aber nicht massentauglich. Heute sieht die Welt anders aus. Und smart auch.

Mit dem #5 – besonders in der BRABUS-Version – zeigt smart, was in der neuen Kooperation mit Geely möglich ist: 800-Volt-Technologie, 400 kW Ladeleistung, 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ein Klangsystem von Sennheiser, das Dolby Atmos auf die Straße bringt. Dazu 540 km WLTP-Reichweite, ein AR-Head-up-Display, eine Ambientebeleuchtung mit 256 Farben und eine Ausstattung, die auch in Premium-Kreisen mithalten kann.

Und ja, wir haben ihn getestet. In Portugal, im Douro-Tal. Auf kurvigen Passstraßen, durch pittoreske Dörfer und auf leichten Offroad-Pisten. Was uns erwartet hat? Ein Fahrzeug, das sich mehr nach Mercedes als nach China anfühlt. Das stabil auf der Straße liegt, souverän beschleunigt und mit seinem langen Radstand von 2.900 mm echten Komfort bietet.

Wer also heute noch denkt, smart sei nur etwas für den Stadtverkehr, wird vom #5 BRABUS eines Besseren belehrt. Und ja, es fühlt sich ein bisschen wie ein Verrat an der smart-Idee an. Aber es ist ein sehr smarter Verrat. Denn ein Fahrzeug, das Alltag, Langstrecke und Stil vereint – und trotzdem einen Hauch von cleverer Kompaktheit mitbringt – ist vielleicht genau das, was smart immer sein wollte.

Fahrwerk & Fahrverhalten

Was der smart #5 BRABUS fahrdynamisch abliefert, überrascht. Dank mehrerer Fahrmodi und einer gelungenen Spreizung im Dämpfungsverhalten lässt sich der vollelektrische SUV in zwei Welten bewegen: Entspannt und sanft wie eine Sänfte – und das trotz 21-Zoll-Bereifung – oder aber straff, direkt und überraschend sportlich, wenn der Modus gewechselt wird. Das Handling? Klar, bei rund 2,4 Tonnen Leergewicht erwartet man Trägheit – doch der smart #5 BRABUS fühlt sich leichtfüßig und agil an. Vor allem auf europäischen Straßen wirkt die Abstimmung wie maßgeschneidert. Kurven? Kein Problem. Unebenheiten? Souverän weggedämpft. Hier hat smart (und Geely) wirklich geliefert.

Innenraum & Bedienung

Schon beim Einsteigen wird klar: Der smart #5 BRABUS will nicht mehr der charmante Spartaner von einst sein – sondern ein ernstzunehmender Player im Premiumsegment. Die Materialauswahl überzeugt auf Anhieb. Weiche Oberflächen, stimmige Zierleisten, hochwertige Sitze – und: keine sicht- oder fühlbaren Verarbeitungsmängel. Das Cockpit wirkt modern, aber nicht verspielt, die OLED-Displays sind gestochen scharf, das Ambientelicht setzt Akzente.

Das Infotainmentsystem? Eine echte Benchmark in seiner Klasse. Hier zeigt sich, wie smart europäische Ansprüche mit der Geschwindigkeit chinesischer Entwicklung kombiniert: schnell, aufgeräumt, visuell attraktiv. Die Bedienung war nicht sofort intuitiv – aber logisch aufgebaut. Nach wenigen Minuten fühlt man sich zu Hause. Der Avatar „Leo“ ist charmant, aber kein Gimmick – vielmehr ein praktischer Assistent für Sprachsteuerung & Navigation.

Antrieb & Leistung

E-typisch liefert auch der smart #5 BRABUS seine Leistung ohne jede Verzögerung – aber was hier passiert, ist nochmal ein anderes Level. Mit aktivierter Launch-Control katapultiert sich der elektrische SUV in nur 3,8 Sekunden auf Tempo 100. Dabei nicht nur schnell, sondern auch souverän. Kein Kreischen, kein Drama – einfach Druck. Der Allradantrieb spielt dabei nicht nur die Rolle des Traktionshelfers, sondern steigert spürbar die Agilität. Ob enge Kurven oder schnelle Richtungswechsel: Der BRABUS wirkt nie überfordert.

Natürlich ist die Leistung im Alltag eigentlich immer zu viel. Aber wie sagt man so schön? Lieber haben als brauchen. Und genau so fühlt es sich auch an. Kraft im Überfluss – jederzeit abrufbar, aber gut kontrollierbar.

Reichweite & Ladeerlebnis

Wenn ein Elektroauto über 400 Kilometer realistische Reichweite schafft – dann redet man nicht mehr über Kompromisse, sondern über echte Alltagstauglichkeit. Und genau das bietet der smart #5 BRABUS. Selbst bei engagierter Fahrweise bleibt genug Reserve, um ohne Reichweitenangst unterwegs zu sein. Wer vorausschauend fährt, kann auf langen Strecken sogar die 500-km-Marke ins Visier nehmen.

Noch beeindruckender ist das Ladeerlebnis. Dank 800-Volt-Technologie und einer Peak-Ladeleistung von über 400 kW sprintet der smart #5 an der Ladesäule fast genauso wie auf der Straße: In weniger als 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent – das ist nicht nur beeindruckend, das ist ein echter Gamechanger. Mit dieser Technik wird Elektromobilität so schnell, bequem und entspannt wie nie zuvor. 800 Volt? Macht den smart #5 zum Lade-Burner.

Klang & Multimedia

Sennheiser im Auto? Klingt erstmal nach viel Marketing – ist es aber nicht. Das Signature Sound System mit 20 Lautsprechern liefert ein angenehm ausgewogenes Klangbild, das dem Anspruch des smart #5 BRABUS gerecht wird. Es ist nicht ganz auf dem Niveau eines Burmester-Systems aus der S-Klasse – aber das erwartet hier auch niemand. Was zählt, ist: Der Klang passt. Druckvoll, klar, räumlich – genau richtig für lange Strecken, Podcasts oder musikalischen Eskapismus im Berufsverkehr.

Dolby Atmos war im Test nicht abschließend zu bewerten – aber das, was aus den Lautsprechern kam, war bereits ohne Raumklangmodi überzeugend. Wer sich also für Klangqualität im Auto interessiert, bekommt hier ein ernstzunehmendes System – und nicht nur eine gut platzierte Marke.

Raumangebot & Alltagstauglichkeit

Beim ersten Einsteigen in den smart #5 BRABUS könnte man meinen, man sei im falschen Film. Oder zumindest im falschen smart. Das Platzangebot ist so großzügig, dass Fans der ersten Stunde kurz überlegen müssen, ob sie sich nicht verlaufen haben. Vorne? Luftig. Hinten? Bequem, auch für Erwachsene. Kofferraum? Größer als das alte smart-Werk in Hambach. Und als wäre das nicht genug, gibt’s obendrauf noch einen richtig praktischen Frunk – selbst bei der Allradversion groß genug, um mehr zu transportieren als nur ein Ladekabel.

Dazu kommen durchdachte Alltagsdetails: eine induktive Handyladeschale mit aktiver Belüftung (endlich!), Leselampen im Aero-Design und ein wiederkehrendes „Oplong“-Designmotiv, das sich spielerisch durch das gesamte Interieur zieht. Das wirkt stylisch, hochwertig – und trotzdem clever. Eben smart im besten Sinne.

Fazit

Der smart #5 BRABUS ist ein Statement – und zwar ein extrem überzeugendes. Er zeigt, was möglich ist, wenn technologische Kompetenz auf Designmut und Markenbewusstsein trifft. Leistung, Raum, Komfort, Ladeleistung, Verarbeitung – alles auf einem Niveau, das man von einem smart nie erwartet hätte. Ob das der richtige Weg für die Marke ist? Das wird nicht die Presse, nicht Autohub, sondern der Markt entscheiden.

Einziger Wermutstropfen: Die Feature-Dichte – vom Avatar bis zum LED-Showroom – wirkt auf manche vielleicht wie ein Technik-Potpourri für „alte weiße Männer“, die gerne über alles die Kontrolle behalten wollen. Hier könnte die Marke Gefahr laufen, ihre Identität zu verwässern – denn wieder einmal wurde das Design radikal verändert. Der Bruch ist mutig – aber auch risikobehaftet.

Und doch: Der smart war nie smarter. Und vielleicht ist das genau der Fortschritt, den die Marke gebraucht hat.

Technische Daten Testwagen smart #5 BRABUS:

  • Leistung: 475 kW (646 PS)
  • Akku: 100 kWh brutto / 94 kWh netto (NMC)
  • Reichweite (WLTP): 540 km
  • Antrieb: Allrad (Dual-Motor)
  • 0–100 km/h: 3,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
  • Verbrauch: 19,9 kWh/100 km
  • AC-Laden: 22 kW (10–100 % in 5,5 h)
  • DC-Laden: bis zu 400 kW (10–80 % in 18 min)
  • Innenraum: Dinamica-Sitze, BRABUS-Design
  • Audio: Sennheiser Signature Sound mit 20 Lautsprechern, Dolby Atmos

Bjoern Habegger